"Indianer" - Unsere Vorstellungen und wie es wirklich ist
Informationen über Native Americans, die Ureinwohner Nordamerikas - Kinder dort abholen, wo sie gerade stehen

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Die Verwendung des Wortes "Indianer" - Pro und Contra


Pro

Contra

Es weiß jeder sofort, wer damit gemeint ist, zumal in der deutschen Sprache ganz klar zwischen "Indern" und "Indianern" unterschieden wird. Das englische Wort "Indian" kann jedoch sowohl "Inder" als auch "Indianer" bedeuten.

Mit dem Begriff "Indianer" sind viele, meistens stereotype Vorstellungen verbunden. Wenn man Kinder befragt, was ihnen bei diesem Wort einfällt, kommen Antworten wie z.B.:

  • Indianer leben in Tipis.
  • Sie tragen Federn auf dem Kopf.
  • Indianer jagen Büffel und schießen mit Pfeil und Bogen.
  • Sie tanzen ums Feuer.

Indianer machen so: Dann folgt der als "Indianergeheul" bezeichnete Ton, der entsteht, wenn man einen Schrei ausstößt und sich dabei ständig mit der Hand auf den Mund schlägt. (Dies ist eine falsche Vorstellung.)
Viele Kinder denken auch, Indianer seien ausgestorben.

Wir haben in Deutschland schon immer "Indianer" gesagt und bis jetzt hat sich keiner daran gestört.

In den USA gilt der Begriff "Native Americans" schon seit Jahrzehnten als politisch korrekt. Deutschland hinkt also gewaltig hinterher. In Kanada wird die Bezeichnung "First Nations" verwendet.

Mit der Bezeichnung "Indianer" verbinden Deutsche in der Regel etwas Positives. Sie ist nicht abwertend gemeint.

Da die Bezeichnung "Indianer" mit vielen Klischeevorstellungen verbunden ist, sind Native Americans und First Nations in Deutschland nahezu unsichtbar. Die vielen, völlig verschiedenen indigenen Nationen werden nicht als solche wahrgenommen, sondern auf eine überschaubare Anzahl stereotyper Vorstellungen reduziert. Diese Klischeevorstellungen, die auf den ersten Blick betrachtet, positiv erscheinen, haben (längerfristig betrachtet) ebenfalls negative Auswirkungen.

Wir haben in der deutschen Sprache keinen Ersatz für das Wort "indianisch". Ein Verzicht auf dieses Wort führt zu einer sehr umständlichen Ausdrucksweise. Zum Beispiel: "Ich habe das Essen einer indigenen Nation aus Nordamerika sehr genossen." Oder: "Ich habe das indigene, nordamerikanische Essen sehr genossen."

Inzwischen wird auch die englische Bezeichnung "People of Color" (abgekürzt: POC) in Deutschland verwendet. Es ist alles eine Frage der Gewöhnung. Es ist auch möglich, die Bezeichnung "Native Americans" in den deutschen Sprachgebrauch zu integrieren. Zum Beispiel: "Ich habe gestern Native American Gästen unsere Sehenswürdigkeiten gezeigt." Oder: "Ich habe gestern unseren Gästen, die Native Americans sind, unsere Sehenswürdigkeiten gezeigt."

Es sollen immer mehr Wörter aus dem deutschen Sprachgebrauch verbannt werden. "Z ... schnitzel" und "M ... kopf" sollen wir auch nicht mehr sagen. Hinzu kommen jetzt noch die Forderungen nach einer gendergerechten Sprache. All dies stört den Redefluss.

Bei dem Wort "Indianer" handelt es sich um eine Sammel- und Fremdbezeichnung, die noch aus der Kolonialzeit stammt. Sprachen haben sich schon immer verändert und das gilt auch für die deutsche Sprache. Eine Abkehr von Bezeichnungen, die aus der Kolonialzeit stammen, kann dazu führen, dass die alten Wunden auf allen Seiten endlich heilen können.

Es gibt Probleme, die viel wichtiger und schwerwiegender sind und wir sollten uns auf diese konzentrieren.

Die Verwendung der Bezeichnungen, die noch aus der Kolonialzeit stammen, behindert massiv die Verständigung zwischen den verschiedenen Nationen, Völkern und Gruppen. Sie steht einer Begegnung auf Augenhöhe im Weg.

In den USA wird nach wie vor die Bezeichnung "American Indian" verwendet. Es gibt viele Native Americans, die sich selbst als "Indians" oder "American Indians" bezeichnen.

Wenn Native Americans selbst beschließen, dass sie kein Problem mit der Bezeichnung "Indians" haben, so ist das noch immer etwas anderes, als wenn wir beschließen, sie so zu nennen. In der Regel wissen wir nicht auf Anhieb, welche Bezeichnung unsere indigenen Gäste aus Nordamerika bevorzugen. Mit dem Begriff "Native Americans" befinden wir uns eher auf der sicheren Seite.

Sehr viele indigene Nationen verwenden in den USA noch immer das Wort "Indians" als Teil der Bezeichnung für ihre Nation.

Dies hat unter anderem auch rechtliche Gründe, da bei der Formulierung von Verträgen diese Bezeichnungen benutzt wurden. In letzter Zeit verwenden immer mehr Native Americans die ursprüngliche Selbstbezeichnung ihrer Nation in der Stammessprache. Beispiele: Apsáalooke (Crow), Diné (Navajo)

Die meisten Kinder in Deutschland kennen die Bezeichnung "Native Americans" nicht. Sie wissen auch nicht, was "indigen" bedeutet. Das Wort "Ureinwohner" erweckt oft die Vorstellung, es würde sich um Völker handeln, die, aus eurozentrischer Sicht betrachtet, eine "primitive" Lebensweise haben. "Indianern" werden in Deutschland oft viele positive Eigenschaften zugeschrieben.

Auch für die Kinder ist es wichtig, dass wir sie mit Begriffen vertraut machen, die anderen Nationen so weit wie möglich gerecht werden. Nur so können sich die Angehörigen der unterschiedlichen Nationen in Zukunft respektvoll auf Augenhöhe und vorurteilsfrei begegnen.

Kinder und viele Erwachsene, die auf der Suche nach Informationen über "Indianer" sind, geben in der Regel nicht die Suchbegriffe "Native Americans" und "die indigenen Völker Nordamerikas" ein. Dies bedeutet, das sowohl Freizeitangebote, wie z.B. die "Indianercamps", als auch Kulturveranstaltungen mit Native Americans nicht gefunden werden, wenn wir auf die Verwendung der Bezeichnung "Indianer" bei den Vorankündigungen oder auf den Internetseiten verzichten.

In der Übergangszeit könnte auf den Vorankündigungen und Internetseiten darauf hingewiesen werden, warum das Wort "Indianer" noch verwendet wird und dass es sich dabei um eine Fremd- und Sammelbezeichung handelt.