"Indianer" - Unsere Vorstellungen und wie es wirklich ist
Informationen über Native Americans, die Ureinwohner Nordamerikas - Kinder dort abholen, wo sie gerade stehen

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Was bringt uns der Verzicht auf das Wort "Indianer", wenn die Inhalte von "Indianerprojekten" und "Indianerfreizeiten" nicht verändert werden?

Während einer Internetrecherche habe ich festgestellt, dass Projekte einfach umbenannt werden. Das Wort "Indianer" wird z.B. durch die Bezeichnung "indigene Völker Nordamerikas" ersetzt. Ich betrachte diesen Versuch, der ganzen Problematik auszuweichen, mit großer Sorge, denn an den Inhalten hat sich nichts geändert. Stereotype Vorstellungen werden dadurch erneut an die nächste Generation weitergegeben. 

Wir hoffen, dass langsam aber sicher auch in Deutschland ein Umdenken stattfindet. Doch eine Verbannung des "bösen I-Wortes", wie es inzwischen von einigen bezeichnet wird, bringt uns nicht entscheidend weiter, solange die Klischeevorstellungen nach wie vor überall präsent sind. Es wird behauptet, das Wort "Indianer" sei rassistisch. Dies ist ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die immer wieder betonen, dass sie Native Americans zutiefst wertschätzen. Sie fühlen sich dadurch in ihren Gefühlen verletzt. Es ist problematisch, in diesem Zusammenhang von Rassismus zu sprechen. Es führt nur dazu, dass sich die Fronten noch weiter verhärten.

Die Verunsicherung wird immer größer. Ich erhalte ständig E-Mails und Telefonanrufe von besorgten Eltern und Pädagogen, die sich die Frage stellen, ob es besser wäre, auf "Indianerprojekte" oder "Indianerfreizeiten" komplett zu verzichten. Die Gefahr besteht jedoch darin, dass die Kinder hier in Deutschland dann kaum noch Informationen über die indigenen Nationen Nordamerikas erhalten. Es stimmt, dass im Rahmen dieser "Indianerprojekte" und "Indianercamps" viele Klischees vermittelt werden, aber die Inhalte bestehen nicht nur aus stereotypen Vorstellungen. Immerhin hatten die Kinder die Möglichkeit, wenigstens einen ersten kleinen Einblick zu bekommen. Oft wurde dadurch das Interesse geweckt, noch mehr zu erfahren.

Auch ich habe als Kind und (in einer veränderten Form) als Teenager mit "Indianern" ganz bestimmte bewundernswerte Eigenschaften in Verbindung gebracht. Auf der Seite "Meine Jugend und die Indianer" teile ich einen Teil meiner Kindheitserinnerungen und Erfahrungen mit den Kindern. Winnetou gehörte einige Zeit lang zu den Helden meiner Kindheit. Heutzutage ist es "Yakari" mit seinem Pferd "Kleiner Donner", der von vielen Kindern bewundert wird. "Yakari" ist jedoch ebenfalls nicht dazu geeignet, ein realistisches Bild zu vermitteln. Noch nicht einmal die Tipis sind korrekt dargestellt und als ich eine Szene mit Trommelmusik und Tanz angeschaut habe, standen mir die Haare zu Berge. Umso wichtiger ist es, dass Kinder die Möglichkeit haben, Informationen zu erhalten, die dazu geeignet sind, auf eine spielerische Art und Weise diese völlig verzerrten Bilder zu korrigieren. Wenn wir die Inhalte der "Indianerprojekte" und "Indianerfreizeiten" verändern, können wir die Kinder behutsam dort abholen, wo sie gerade stehen, ohne dass sie dabei auf ihre Helden verzichten müssen. Je älter sie werden, desto mehr gewinnen sie ganz von selbst einen Abstand zu ihren Idolen.

In den USA wird inzwischen die Kinderserie "Molly of Denali" ausgestrahlt. Leider gibt es die Episoden bis jetzt nur in englischer Sprache. Zwischen dem, was Kindern durch "Molly of Denali" vermittelt wird und dem, was sie durch "Yakari" erfahren, liegen Welten. Fazit: In den USA sind wesentlich größere Fortschritte zu beobachten, während Deutschland gewaltig hinterher hinkt. Und das, obwohl "die" Deutschen sogar unter vielen Native Americans für ihre "Indianerbegeisterung" bekannt sind.

Eine Verbannung des Wortes "Indianer" ist also keine Lösung für die wesentlich größeren Probleme, die durch die stereotypen Vorstellungen entstehen. Diese sorgen dafür, dass die indigenen Nationen Nordamerikas nicht als das wahrgenommen werden, was sie sind, nämlich Nationen innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika, die sich massiv voneinander unterscheiden. Während hierzulande "Yakari" auf seinem Pferd "Kleiner Donner" über den Fernsehbildschirm reitet, befinden sich die Seminolen (Seminole Tribe of Florida) im Besitz der Marke Hard Rock, inklusive der Cafés in Deutschland.

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